Noch einml, Sonne, sende deine
Strahlen,
Daß sie wie sonst, mein armes
Herz erquicken! –
Ach, du entschwebst, und
meinen irren Blicken
Erscheint die Nacht, mit ihren
ew’gen Qualen. –
So muß ich denn des Lebens
Schuld bezahlen;
Schon seh’ ich all’ die Furien
grinsend nicken,
Ihr gift’ger Hauch, ach, droht
mich zu ersticken –
Hier, nehmt ihn hin, den
letzten Rest, den schalen! –
Und wie ich angstbetäubt die
Augen schließe,
Wird mir, als ob ein
Lichtstrom mich umfließe
Und süß ertönt es mir, wie
Himmelsgrüße. –
Ich wachte auf; die
Abendglocken klangen,
Der Spuk entfloh; ich sah mit
frohem Bangen:
Ein mildes Sternenlicht war aufgegangen.
-
(Frau Ph. Sch...)
Für ein paar Rosen, die an
Hecken blühen,
Vom Frühlingshauche überreich
entfaltet,
Schenkst du den Pfirsich mir,
so schn gestaltet
Wie Mädchenwangen, wenn sie
sanft erglühen. –
Wie schwierig ist es, diese
Frucht zu ziehen;
Und nur, wenn die Gestirne
hold gewaltet,
Der zarte Zweig von keinem
Frost erkaltet,
Lohnt sich des Pflegers Sorge
und Bemühen. –
Von allen Früchten sind des
Pfirsich Düfte
Das köstlichste, was uns Natur
gegeben;
Drum laß mich, edle Frau, dir
innig danken.
Der Blume Schönheit dringt bis
in die Grüfte,
Allein die süße Frucht gehört
dem Leben
Und bringt Erquickung auch mir
armen Kranken.
Ein Knabe hört im Busch ein
Vöglein singen;
Und ganz bezaubert von dem
holden Sange,
Sinnt er schon nach, wie er
das Vöglein fange,
Und bald hält er den Raub in
seinen Schlingen.
Zu Hause stutzt er ihm die
weiten Schwingen;
Nun setzt er ihn auf eine
goldne Stange
Mit leichten fesseln nur und
wartet bange,
Daß ihm die holden Weisen
wieder klingen. –
Er bringt ihm Futter aus dem
feinsten Samen,
Gibt frisches Wasser ihm und
süßen Rahmen,
Umsonst, das Vöglein läßt das
Köpfchen hängen.
Nur wehe, abgerissne
Klagelaute
Hört jetzt der Knabe, wenn er
nach ihm schaute,
Doch nichts von holden, süßen
Liebesklängen! -
Was ich im Lied vertraut den
stillen Blättern,
An Freuden, die mir einst im
Herzen blühten,
An Leiden, die die Seele mir
durchglühten:
Es ward gedruckt in schwarzen,
starren Lettern. –
Nun ist es preisgegeben argen
Spöttern;
Ich kann es nicht mehr wie ein
Kleinod hüten;
Schon sah ich, wie die
Witzesfunken sprühten,
Ja, wie selbst kleine Geister
drüber wettern. –
Fast tut’s mir leid, daß ich
mich Euch gegeben,
Euch nun enthüllt der Seele
innres Leben,
Den Schleier zog vom bunten
Liebesweben. –
Doch wißt, was auf dem Grund
der Seele lastet,
Geheimstes Weh, das nimmer
ruht und rastet, -
Hab auch im Liede ich nicht
angetastet. –
Sahst eine Mutter du in ihrem
Glücke,
Wenn sie ihr Kind im warmen
Schoße wiegte,
Mit weichen Armen an die Brust
sich’s schmiegte?
Sahst du den Strahl der Liebe
ihr im Blicke?
Wenn du es sahst, o preise
dein Geschicke!
Die Mutterliebe, der die Welt
sich fügte,
In Bethlehem die Weisen einst
besiegte,
Ist heilig dir, wär Alles auch
voll Tücke. –
Nur Eines gibt’s, was heiliger
auf Erden;
O möge nimmer dir sein Anblick
werden,
So lang du lebst, bewegt’s
dein fühlend Herz:
Sahst eine Mutter du, wenn sie
verloren
Das kind, in ihrem Schoße
einst geboren!
Das heiligste sahst du, - der
Mutter Schmerz. -
(Frau Em. H...)
ich lauschte deinen
glockenreinen Tönen!
Es klang so weh, so süß, so
herzbezwingend,
Die Hörer all mit Zauberbann
umschlingend,
Und aufwärtshebend in das
Reich des Schönen! –
Da hör’ ich tosend Beifall
rings erdröhnen;
Die Herzen, noch in weicher
Regung schwingend,
Sie jubeln auf, und grüne
Kränze bringend,
Will man dich, Zauberin, mit
Lorbeer krönen. –
Ich konnte nicht den lauten
Jubel teilen;
Die Seele fühlt’ ich mir
zurücke eilen
In frühe Jugendzeit, um dort
zu weilen. –
Du sangst ein Lied aus wehen,
süßen Stunden –
Se brachen auf die längst
vernarbten Wunden –
Du sangst, als hättest du mit
mir empfunden. –
Fahr’ hin, mein Freund, fahr’
hin! Ein ganzes Leben
Hast du mich Jüngeren im Bann
gehalten;
Jetzt seh ich mein Gefühl für
dich erkalten,
Nicht mehr den Schleier mir
vor Augen schweben.
Klar seh ich nun dein
egoistisch Streben
Und was die schönen Worte alle
galten,
Die mir so oft die Seele
überwallten,
Daß ich mein volles Herz dir
hingegeben. –
Was ich für Liebe hielt, war
eitles Wähnen;
Und Bilder aus vergangnen
Tagen gähnen
Mich heute an mit höhnendem
Gesicht. –
Und doch, der schöne Wahn, der
nun entflohen,
Er läßt noch immer meine
Schmerzen lohen,
Ich trau’r ihm nach, wie
letztem Sonnenlicht. -
I.
„Es fällt dir schwer, zu
glauben, daß Gott richtet;
Das Böse straft, doch auch das
Gute lohnet –
Wer über Millionen Welten
thronet,
Den läßt es kalt, wenn eine
sich vernichtet. –
Das Wesen, das zum Menschen
sich verdichtet,
In dessen Seele eignes Denken
wohnet,
Es ist, gleichviel, ob es dem
Bösen frohnet,
Dem Guten huldigt, nur sich
selbst verpflichtet.“ –
Du bist so rein, wie gut;
siehst dich umgeben
Von allem Schönen, was das
Leben zieret,
Und – nimmst es hin, als ob es
dir gebühret!
Doch wie? wenn einst die
Sorgen dich umschweben,
Dir, schuldlos, droh’n in
mancherlei Gestalten,
Wird dieser Glaube dann dich
aufrecht halten? -
II.
Nicht lächeln soll ich über
dich, du Reine,
Wenn deinen Glauben du mir
anvertraust?
O nein, ich staune nur, wie
fest du baust,
Für deinen Tempel fügest Stein
um Steine.
Und doch hast du vergessen,
daß der Eine,
Auf den auch du mit gläub’ger
Seele schaust,
Zum Schöpfer sprach, als er
vom Tod umgraus’t:
„Dein Wille soll geschehen,
nicht der meine!“
Vor Zweifel ist kein
Menschenherz zu wahren;
Wird es bedroht von Stürmen
und Gefahren:
Wohl dem, dess Glaube dann ein
fester ist. –
Ob diesen Glauben dann die
Dogmen stützen,
Ob nicht, gleichviel, er wird
der Seele nützen,
Ist er nur aufgebaut auf Jesu
Christ. -
Ein müder Wandrer irrt auf
stiller Heide;
Rings, ach, kein Quell, zur
Labe ihm bereitet;
Und wie er lechzend, suchend
weiter schreitet,
Sinkt er dahin, erlöst vom
Erdenleide. –
Ein traurig Bild! – Und dennoch,
fast beneide
Den Wandrer ich, vom Schicksal
so geleitet;
Ein guter Engel über ihn
gebreitet,
Nahm ohne Qualen ihn zur ew’gen
Weide.
Das Tal des Leids braucht er
nicht mehr zu schauen;
Sein brechend Auge sah zum
aetherblauen,
Zum Himmel auf mit gläubigem
Vertrauen. –
Voll düstrer Zweifel blicke
ich zur Höhe;
Kein Engel naht, wie heiß ich
ihn erflehe –
Kalt überläßt mich Gott dem
Erdenwehe. - -
(Frau Dr. A. W.)
So schön und duftig, wie die Rosen blühen,
Die ich dir heut’ zum
Wiegenfeste bringe,
So hell bis in die fernste
Zeit erklinge
Die Freude dir in süßen
Harmonien. –
Und wie, vom Stamm gebrochen,
schnell verglühen
Die Rosen all’ im flücht’gen
Lauf der Dinge,
So soll das Leid, wenn es dich
je umfinge,
Von deiner heit’ren Schwelle
rasch entfliehen. –
Der Rose Lob erklingt in allen
Tönen,
Man huldigt ihr als Sinnbild
alles Schönen
Und weiht sie gern dem
frischen, vollen Leben!
So nimm, du Teure, diese duft’gen
Blüten;
Und Rosen mögen stets das
Glück dir hüten,
Auf allen Pfaden blühend dich
umgeben. -
Der Sonnenschein lag über
meinem Haupte!
Gar warm und wohlig reckte ich
die Glieder,
Dem Vogel gleich, der sich auf
Goldgefieder
Hinauf zum Quell des Lichts zu
tragen glaubte! –
Ein tiefer Schatten, der mich
jäh beraubte
Des holden Lichtes, senkte sich
hernieder;
Es kam ein Sturm – nun sehe
ich mich wieder:
Ein morscher Stamm, der vor
der Zeit entlaubte. –
Und doch, ich habe Blüten
einst getragen;
kühn wollt’ ich mich hinauf
zur Höhe wagen,
Rings um mich her die Andern
überragen!
Umsonst! die dichten Zweige
sind entblättert,
Die starken Äste dürr und
schon verwettert –
O käm ein Blitz, der auch den
Stamm zerschmettert! -